American Football Verband Deutschland e.V.

Die Entwicklung des American Football: Von den Ursprüngen bis zur Moderne

Die Geburtsstunde eines neuen Sports

Die ersten Schritte des American Football reichen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Ursprünglich inspiriert von Elementen aus Fußball und Rugby, entwickelte sich ein eigenständiges Spiel. Maßgebliche Wegmarken wurden an amerikanischen Universitäten gesetzt – insbesondere das legendäre Aufeinandertreffen von Princeton und Rutgers im Jahr 1869, das vielfach als Ausgangspunkt gilt. Dabei ähnelte das damals gespielte Format noch sehr dem Fußball, mit nur wenigen Parallelen zum heutigen American Football.

In den Folgejahren experimentierten verschiedene Hochschulteams mit neuen Spielideen, wobei auch kanadische Universitäten wie McGill eine prägende Rolle einnahmen. Es entstand ein dynamisches, körperbetonteres Spiel, das allmählich seine charakteristischen Züge entwickelte.

Die prägende Rolle von Walter Camp

Eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Frühphase war Walter Camp. Mit Innovationsgeist und Regeln, die dem Spiel eine strategische Struktur verliehen, trug Camp maßgeblich zur Emanzipation des American Football vom Rugby bei. Zu Camps Reformen zählten:

Die Festlegung der Teamgröße auf elf Spieler

Die Einführung festgelegter Ballbesitz-Phasen (Downs), durch die das Spiel deutlich taktischer wurde.

Die Schaffung eines strukturierten Spielbetriebs mit regelmäßigen Partien zwischen Herbstbeginn und Winter.

Durch Camps Einfluss wurde aus dem Körper- und Kraftspiel ein Sport, in dem Strategie, Präzision und Teamwork gefragt waren.

Der Schritt in die Professionalität

Das späte 19. Jahrhundert brachte den entscheidenden Impuls zur Professionalisierung. Mit William Heffelfinger betrat 1892 erstmals ein Footballspieler das Feld, der für seinen Einsatz bezahlt wurde – ein bislang einmaliger Vorgang, der den Grundstein für bezahlten Leistungssport im Football legte. Fortan zogen Vereine und Clubs allein wegen des Talents und der Beliebtheit ihrer Spieler mehr Zuschauer an und boten herausragenden Akteuren stattliche Honorare.

Skandale und Regeländerungen

Mit der wachsenden Popularität kamen auch Herausforderungen. Aggressive Taktiken wie die sogenannte „Flying Wedge“ führten zu zahlreichen Verletzungen und forderten sogar Todesopfer. Die Reaktion darauf waren durchgreifende Regelanpassungen und die Einführung erster Schutzmaßnahmen, die das Verletzungsrisiko senkten. Präsident Theodore Roosevelt setzte sich persönlich für ein sicheres Regelwerk ein, das American Football weiterhin im Land verankern sollte.

1912 wurde schließlich der Vorwärtspass etabliert, Endzonen eingeführt und die heutige Spielfeldgröße festgelegt – entscheidende Schritte, die American Football von anderen Kontaktsportarten differenzierten.

Der Aufstieg zu einer nationalen Liga

Mit der Gründung der American Professional Football Association (APFA) am 17. September 1920 (die zwei Jahre darauf in National Football League, NFL, umbenannt wurde) begann die professionelle Erfolgsgeschichte. In einem Autohaus in Canton, Ohio kamen damals 14 Geschäftsleute und Vertreter verschiedener Teams zusammen, um eine professionelle Football-Liga zu etablieren – zunächst unter dem Namen American Professional Football Association (APFA). Zwei Jahre später erhielt die Liga den bis heute bekannten Namen National Football League.

Zu den Gründungsmitgliedern der ersten Saison gehörten unter anderem:

  • Akron Pros
  • Canton Bulldogs
  • Decatur Staleys (später Chicago Bears)
  • Racine Cardinals (heute Arizona Cardinals)
  • Chicago Tigers
  • Cleveland Tigers
  • Columbus Panhandles
  • Dayton Triangles
  • Hammond Pros
  • Muncie Flyers
  • Rock Island Independents
  • Rochester Jeffersons
  • Buffalo All-Americans
  • Detroit Heralds


Die meisten dieser Teams existieren heute nicht mehr, doch die Decatur Staleys (Chicago Bears) und die Racine Cardinals (Arizona Cardinals) sind noch immer Teil der Liga und gelten als älteste NFL-Franchises.

George Halas Ein berühmter Gründungsakteur

Ein besonders prägender Name der Gründungsjahre ist George Halas. Er war nicht nur Gründer und Besitzer der Decatur Staleys, sondern auch aktiver Spieler und wurde zum Symbol für Vielseitigkeit und Pioniergeist im frühen American Football. Unter seiner Führung wurde aus den Staleys das heutige Kultteam der Chicago Bears. Halas blieb der Liga rund sechs Jahrzehnte als Spieler, Trainer und Teambesitzer treu und wurde als „Mr. Everything“ zur Legende des Sports

Jim Thorpe und die Gründung der NFL

Bei der Gründung der NFL fiel einer Persönlichkeit eine ganz besondere Rolle zu: Jim Thorpe wurde einstimmig als erster Präsident der neu gegründeten Liga gewählt. Thorpe war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Sport-Superstar und galt als einer der außergewöhnlichsten Athleten seiner Zeit – nicht zuletzt wegen seiner olympischen Erfolge und seines Renommees als Football-Spieler bei den Canton Bulldogs.

Seine Wahl zum Präsidenten war mehr als reine Symbolik: Thorpes Name verlieh der noch jungen Liga zusätzliche Aufmerksamkeit und sorgte für öffentliches Interesse. Er fungierte quasi als Aushängeschild und Imageträger der APFA, obwohl er parallel weiterhin als Spieler auf dem Feld stand, insbesondere für die Canton Bulldogs. Thorpes Popularität half entscheidend dabei, American Football als Profisport in der US-Öffentlichkeit zu etablieren und die Strahlkraft der neuen Liga rasch zu erhöhen. Schon im darauffolgenden Jahr wurde der Posten von Joseph Carr übernommen, doch Thorpes Einfluss auf die erste Phase der NFL bleibt unvergessen.

Jim Thorpe war damit nicht nur Gründungsmitglied, sondern auch das erste „Gesicht“ der NFL, was der Liga in ihren Anfangsjahren einen enormen Anschub verlieh. Seine sportliche Allrounder-Fähigkeit und charismatische Persönlichkeit machten ihn zur perfekten Leitfigur eines Sports, der sich gerade anschickte, die US-amerikanische Sportlandschaft zu verändern

Anfangs verliefen viele Karrieren der Gründungsclubs im Sande, doch einige Teams – wie die heutigen Chicago Bears und Arizona Cardinals – blieben erhalten und wurden zu Traditionsvereinen. Zu dieser Zeit wurden auch erstmals Drafts zur Spielerrekrutierung eingeführt. Die Vielfalt auf dem Spielfeld wurde jedoch erst nach dem Ende des sogenannten „Gentlemen’s Agreement“ ab den späten 1940ern möglich, als auch afroamerikanische Spieler wieder Teil der Liga wurden.

Moderne und globale Expansion

Die Verbreitung des Fernsehens in den 1960er Jahren verlieh dem American Football einen nie dagewesenen Popularitätsschub. Wachsende Öffentlichkeitswirksamkeit und steigende Sponsoring-Einnahmen ließen die Liga florieren. Die Zahl der Teams stieg, Spieltage wurden ausgedehnt und technische Innovationen wie Schiedsrichter-Funkmikrofone führten zu mehr Transparenz für Fans und Zuschauer.

Die Internationalisierung folgte bald: Erstmals wurden Spiele zwischen amerikanischen Teams auch in Japan und anderen Ländern ausgetragen. Der Super Bowl, der seit 1967 jährlich ausgetragen wird, avancierte zum wichtigsten Sportereignis der USA.

American Football heute

Das heutige Spielbild unterscheidet sich fundamental von den Anfangsjahren. Hochentwickelte Schutzkleidung, strenge Sicherheitsstandards und minutiös ausgearbeitete Spielzüge prägen das aktuelle American Football. Inzwischen finden sich auch in Deutschland erfolgreiche Spieler, die internationale Erfolge feiern konnten, darunter Sebastian Vollmer und Markus Koch. American Football hat seinen festen Platz im weltweiten Sportspektrum gefunden – ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Innovation, Anpassung und Sportgeist eine neue Sportart entstehen lassen können.

Die NFL heute: 32 Teams und internationale Expansion mit Fokus Deutschland

Mit mittlerweile 32 Teams ist die NFL die bedeutendste Football-Liga der Welt. Die Teams sind in zwei Conferences – AFC und NFC – und jeweils vier Divisions aufgeteilt. Jede Saison ziehen Millionen Fans die Spiele ihrer Favoriten in den Bann

Die NFL hat ihr internationales Engagement in den letzten Jahren massiv ausgebaut. Neben regelmäßigen Spielen in London und neu auch in Spanien und Brasilien stehen vor allem Deutschland-Spiele im Fokus.

So ist Deutschland seit 2022 regelmäßiger Austragungsort von regulären NFL-Spielen:

  • 2022: Erstes reguläres NFL-Spiel in München vor ausverkauftem Haus.
  • 2023: Zwei Spiele in Frankfurt.
  • 2024: Rückkehr nach München.
  • 2025: Premiere in Berlin – das Olympiastadion wird Schauplatz des ersten NFL-Spiels in der Hauptstadt. Die Indianapolis Colts und Atlanta Falcons treffen am 9. November 2025 aufeinander. Weitere Spiele in Berlin sind bereits bis 2029 fest geplant.


Alle bisherigen NFL-Germany-Games waren ein großer Publikumserfolg mit Zuschauerzahlen um die 70.000 und Millionen an TV-Zuschauern. Deutschland ist somit zu einem Kernmarkt der NFL geworden und ein fester Bestandteil der sogenannten NFL International Series.

Die Liga verfolgt dabei das Ziel, American Football auch außerhalb der USA nachhaltig zu etablieren und mehr internationale Fans zu gewinnen – mit dem deutschen Markt als zentralem Baustein dieser Strategie.

Zusammenarbeit zwischen AFVD und NFL: Höhepunkte und gemeinsame Flag-Football-Projekte

Die Verbindung zwischen dem AFVD (American Football Verband Deutschland) und der NFL hat in den letzten Jahren messbar an Bedeutung gewonnen – insbesondere im Bereich Flag Football. Das Ziel beider Verbände ist es, die schnell wachsende und olympisch gewordene Variante des American Football zu fördern und dem deutschen Publikum auf großer Bühne zu präsentieren.

Flag-Football-Demonstration beim NFL-Spiel 2022 in München

Ein Meilenstein der Zusammenarbeit war das NFL Munich Game am 13. November 2022, als die Seattle Seahawks und die Tampa Bay Buccaneers zum ersten offiziellen NFL-Spiel auf deutschem Boden in der ausverkauften Münchner Allianz Arena aufeinandertrafen. In der Halbzeit hatte die deutsche Frauen-Flag-Nationalmannschaft ihren großen Moment: Sie absolvierte ein Einlagespiel im Stadion, das von rund 55.000 Zuschauern vor Ort beobachtet und sogar im US-amerikanischen Fernsehen übertragen wurde.

Die deutsche Quarterback Mona Stevens, selbst NFL Flag Ambassador, betonte die besondere Atmosphäre beim Einlauf gemeinsam mit NFL-Stars wie Tom Brady. Der Auftritt inspirierte zahllose Fans und setzte ein starkes Zeichen für die weltweite Flag-Football-Community. Das Event diente zudem als Teil der internationalen Bestrebungen, Flag Football 2028 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles zu etablieren – ein Vorhaben, das neben der NFL auch die IFAF (International Federation of American Football) intensiv unterstützt.

Würdigung der Flag Herren-Nationalmannschaft 2023

Auch im Jahr 2023 zeigte sich die Zusammenarbeit zwischen AFVD und NFL bei der Anerkennung sportlicher Erfolge. Die deutsche Herren-Flag-Nationalmannschaft wurde in Deutschland offiziell für ihren historischen Triumph als Europameister geehrt. 2023 konnte das Team bei der Europameisterschaft in Limerick (Irland) erstmals Gold gewinnen – ein bislang unerreichter Meilenstein. Im spektakulären Finale wurde Österreich mit 36:28 besiegt.

Beide Ereignisse zeigen beispielhaft, wie die enge Kooperation von AFVD und NFL Flag Football in Deutschland nachhaltig fördert und die Wahrnehmung des Sports in der breiten Öffentlichkeit auf ein neues Niveau hebt.

Worum geht es beim American Football?

American Football ist ein temporeicher Teamsport, bei dem zwei Mannschaften darum kämpfen, möglichst viele Punkte zu erzielen. Ziel des Spiels ist es, den eiförmigen Ball in die gegnerische Endzone zu bringen und dadurch einen sogenannten Touchdown zu erzielen.

Die Grundidee – Raumgewinn erzielen und  Punkte machen

Ein Team greift an (Offense), das andere verteidigt (Defense).

Die Offense versucht, mit geschickten Pässen oder Laufspielzügen das Spielfeld zu überqueren und in die Endzone des Gegners zu gelangen.

Schafft sie das, gibt es die meisten Punkte: Touchdown (6 Punkte). Danach kann das Team durch einen Kick einen Zusatzpunkt erzielen oder mit einem weiteren Spielzug noch einmal zwei Punkte.

Die Defense versucht, genau das zu verhindern – sie will die Offense stoppen, den Ball erobern oder den Gegner zum Fehler zwingen.

Grundregeln – leicht erklärt

Spielzug-Prinzip:

Jedes Team hat immer vier Versuche („Downs“), um mindestens 10 Yards (etwa 9 Meter) vorzurücken. Gelingt das, gibt es einen neuen Satz mit vier Versuchen. Der Ball kann entweder geworfen (Passspiel) oder getragen (Laufspiel) werden.

Angriff und Verteidigung wechseln:

Schafft es das Angriffsteam nicht in vier Versuchen die 10 Yards zu überwinden, wechselt der Ballbesitz – die andere Mannschaft bekommt ihre Chance.

Auch mit Kicks punkten:

Neben Touchdowns gibt es Punkte für verwandelte Field Goals – ein erfolgreicher Kick durch die Torstangen bringt 3 Punkte.

Grober Spielablauf

Kickoff: Das Spiel beginnt mit einem Kick in die gegnerische Hälfte.

Ballbesitz: Das angreifende Team erhält den Ball und startet seine Spielzüge.

Wechsel: Nach Punkten, Turnover oder nicht geschafften 10 Yards kommt das andere Team an die Reihe.

Spielende: Wer nach vier Spielvierteln die meisten Punkte hat, gewinnt.

American Football verbindet damit Taktik, Teamwork und Athletik zu einem spannenden Sporterlebnis – ganz ohne, dass man alle komplexen Feinheiten des Regelwerks kennen muss.

Orientierung im Stadion und am Bildschirm: Kette und Downmarker

Egal ob live im Stadion oder beim Anschauen im TV bzw. Stream – wer American Football verfolgt, kann das Geschehen auf dem Feld leicht mitverfolgen, wenn er auf die sogenannte Kette und die Position des Downmarkers achtet.

Die Kette (Chain Crew):

Am Spielfeldrand befindet sich eine 10-Yard lange Kette, die von zwei Personen gehalten wird. Diese markiert den Abstand, den das angreifende Team innerhalb von vier Versuchen (Downs) überwinden muss, um ein neues First Down zu erhalten.

Der Downmaker (Downmarker):

Ein weiterer Offizieller bewegt ein Schild (meist mit einer großen Ziffer), das genau anzeigt, bei welchem Versuch (1., 2., 3. oder 4. Down) sich die Offense gerade befindet.

Im Stadion lässt sich so beim Blick aufs Feld jederzeit erkennen, wie weit das Team vom nächsten First Down entfernt ist und wie viele Versuche noch bleiben. Im Fernsehen oder Stream wird dieser Bereich oft zusätzlich durch eine eingeblendete gelbe oder farbige Linie sichtbar gemacht, die die notwendige Distanz optisch markiert.

Tipp:

Wer also gerade erst in American Football einsteigt, kann sich mit einem einfachen Blick zur Kette und zum Downmarker schnell orientieren, um den aktuellen Stand des Spiels und die nächsten Ziele der angreifenden Mannschaft zu erkennen. Diese Orientierungshilfe vereinfacht das Verständnis für den Spielaufbau erheblich – ganz ohne tiefergehende Regelkenntnisse!

Wie American Football nach Deutschland kam

Die Geschichte des American Footballs in Deutschland

Von den US – Kasernen zum Publikumsmagneten

Die ersten Footballspielein Deutschland : 1945–1946

Direkt nach Ende des Zweiten Weltkriegs legten US-Soldaten den Grundstein für die Football-Kultur in Deutschland. Bereits 1945 fanden in Frankfurt und Berlin die ersten Begegnungen zwischen Teams verschiedener US-Kasernen statt. Das Frankfurter  Waldstadion, von den Amerikanern „Victory Stadium“ genannt, und das Berliner Olympia Stadion wurde zur zentralen Bühne dieser Sportbegegnungen. Bis Juli 1946 erlebte das Stadion regelmäßig gut besuchte Footballpartien, bevor es ab dem Sommer wieder vorrangig deutschen Fußballvereinen zur Verfügung stand. Fortan wurden die Footballspiele meist auf den Kasernengeländen ausgetragen, wo sie für die deutsche Zivilbevölkerung kaum zugänglich waren.

Der Football bleibt „unter sich“: 1950er bis Mitte der 1970er

Für die nächsten Jahrzehnte blieb der Football ein Sport „hinter verschlossenen Toren“. Die Spiele wurden innerhalb der US-Besatzungszonen durchgeführt, deutsche Zuschauer waren praktisch ausgeschlossen. Football war in Deutschland außerhalb der amerikanischen Community praktisch unbekannt und wurde allenfalls durch US-amerikanische Medien ein wenig wahrgenommen. Eine Army-eigene Liga hielt das Spielgeschehen über viele Jahre am Leben, ohne die Mehrheitsbevölkerung aktiv einzubeziehen.

Amerikanische College-Teams zu Gast: Fußballarenen werden zu Football-Bühnen

Ein echter Meilenstein folgte Mitte der 1970er-Jahre: Amerikanische College-Mannschaften wie die Texas A&M–Kingsville Javelinas  und die Henderson State Reddies (beide NCAA II) absolvierten mehrere Freundschaftsspiele auf deutschem Boden. Die Arenen in Frankfurt, Mannheim, Nürnberg und besonders das Berliner Olympiastadion waren Austragungsorte vielbeachteter Partien, die ein neues Bild prägten – das Bild von Football als großem Spektakel mit Cheerleadern, Marching Bands und US-typischer Showkultur.

Diese Gastspiele – etwa das Thanksgiving-Game 1973 zwischen der University of Rhode Island Rams und einer Auswahl der U.S. Air Force auf der Frankfurt Rhine-Main Air Base vor über 16.000 Zuschauern – sorgten erstmals für echtes Football-Flair und ein beachtliches deutsches Publikum. 1976 kamen die Javelinas und Reddies erneut nach Deutschland und traten unter anderem im komplett gefüllten Berliner Olympiastadion, in Mannheim und in Nürnberg an. Die zuvor typische Exklusivität für US-Angehörige wurde damit erstmals durchbrochen und der Funke sprang auf die deutsche Bevölkerung über.

Steigendes Medieninteresse

Die wachsende Bedeutung der Gastspiele zeigte sich auch am verstärkten Medieninteresse. Tageszeitungen und lokale Berichterstattung griffen die Spiele und die ungewöhnlich hohen Zuschauerzahlen auf, sodass Football erstmals auch im deutschen Sportdiskurs erwähnt wurde. Zudem öffneten die Militärgemeinden ihre Spiele zunehmend für Zivilisten: Freundschaftsspiele, sogenannte „Friendship Games“, erlaubten erstmals deutschen Gästen Zutritt zu Militäranlagen, wo sie Football live erleben konnten.

Der Impuls zur Vereinsgründung: Der Funke springt über

Das Zusammenspiel aus spektakulären Auftritten amerikanischer Teams, Medienpräsenz und wachsendem Publikumsinteresse sorgte Mitte der 1970er für den eigentlichen Durchbruch. Viele Besucher der College-Games ließen sich anstecken und wurden Initiatoren der ersten deutschen Footballvereine. 1977 gründeten Football-Begeisterte die Frankfurter Löwen, wenig später entstanden Teams wie die Berlin Bears (aus denen die Berlin Adler hervorgingen), die München Cowboys, Düsseldorf Panther und viele weitere Traditionsclubs. All diese Vereine profitierten maßgeblich vom Know-how der US-Soldaten, die Training und Regelkunde vermittelten.

Der Kontakt mit Football – zunächst durch US-Truppen, dann durch College-Teams – hatte große Langzeitwirkung. Anfang der 1980er Jahre entstanden die ersten offiziellen Ligen und Meisterschaften, 1982 der Dachverband AFVD. Seither entwickelte sich American Football durch stetiges Zuschauerinteresse, Aufnahme ins TV-Programm (u.a. Super Bowl ab 1977) und eine wachsende Vereinsstruktur zum festen Bestandteil der deutschen Sportlandschaft.

Die Spielerpositionen im American Football: Ein umfassender Überblick

American Football ist ein faszinierender Teamsport, der von strategischer Tiefe und klar definierten Rollen auf dem Spielfeld lebt. Jede Position ist mit einzigartigen Anforderungen und Aufgaben verbunden, die für den Erfolg der Mannschaft entscheidend sind. Im Folgenden werden die wichtigsten Spielerrollen und ihre Funktionen im Detail vorgestellt.

Offensive Unit: Die Angreifer

Die Offense ist dafür verantwortlich, Raumgewinn zu erzielen und Punkte zu machen. Ihr Ziel ist es, den Ball in die gegnerische Endzone zu bringen.

Quarterback (QB)

Der Quarterback ist das Herzstück der Angriffsreihe und steuert das Spielgeschehen. Er gibt Spielzüge an, entscheidet blitzschnell über Pässe oder Laufspiele und hält stets das gesamte Spielfeld im Blick. Präzision beim Werfen und eine hohe Entscheidungsfreude zeichnen einen erfolgreichen Quarterback aus.

Runningbacks (RB: Halfback & Fullback)

Runningbacks teilen sich in Halfbacks und Fullbacks auf:

Halfback: Typischerweise wendig und schnell, übernimmt er überwiegend das klassische Laufspiel.

Fullback: Kräftiger und schwerer gebaut, sorgt als Vorblocker für sichere Wege, übernimmt aber auch kürzere Läufe durch die Verteidigung.

Wide Receiver (WR)

Diese Spieler sind Spezialisten für das Passspiel. Ihre Aufgabe ist es, vorgegebene Routen zu laufen und sich von Verteidigern zu lösen, um Pässe zu fangen und Raumgewinn zu erzielen.

Tight End (TE)

Tight Ends sind wahre Alleskönner: Sie blocken für Laufspielzüge, stehen aber auch als zusätzliche Passempfänger zur Verfügung. Ihr Mix aus Kraft und Fanggeschick macht sie für viele Spielsituationen wertvoll.

Offensive Line (OL): Center, Guards, Tackles

Center: Schnappt zu Beginn jedes Spielzugs den Ball und ist oft für die Kommunikation der Blocking-Schemes zuständig.

Guards: Stehen neben dem Center und schützen den Quarterback, öffnen aber auch Laufwege.

Tackles: Besetzen die Außenseiten der Linie, müssen vor allem gegnerische Rusher abhalten und sind meist die größten Spieler im Team.

Defensive Unit: Die Verteidiger

Die Aufgaben der Defensive bestehen darin, Raumgewinne des Gegners zu verhindern und Ballverluste zu erzwingen.

Defensive Line (DL): Defensive Tackle, Nose Tackle, Defensive End

Defensive Tackles & Nose Tackle: Sorgen im Zentrum für Stabilität und blockieren Laufwege.

Defensive Ends: Besetzen die Flanken und setzen gegnerische Quarterbacks unter Druck (Pass Rush).

Linebacker (LB)

Linebacker bewegen sich hinter der Line und sind sowohl für Lauf- als auch Passverteidigung zuständig. Sie übernehmen viele Verantwortung und agieren oft als Organisatoren der Defense.

Cornerbacks (CB)

Sie verteidigen insbesondere die gegnerischen Wide Receiver und verhindern Pässe auf Außenpositionen.

Safeties (Free Safety, Strong Safety)

Strong Safety: Unterstützt vorrangig gegen das Laufspiel und agiert in der Nähe der Line.

Free Safety: Sichert tief ab, liest das gegnerische Passspiel und versucht, Pässe abzufangen.

Nickelback

Ein zusätzlicher Cornerback, der bei klaren Passsituationen ins Spiel kommt, um das Passspiel des Gegners zu erschweren.

Special Teams: Experten für spezielle Spielsituationen

Special Teams kommen zum Einsatz, wenn gekickt, gepuntet oder Returns gespielt werden.

Kicker

Zuständig für Field Goals, Extrapunkte und Kickoffs. Ein sicherer Kicker kann ganze Spiele entscheiden.

Punter

Wird eingesetzt, um den Ball möglichst weit auf die gegnerische Spielfeldhälfte zu kicken, wenn ein First Down misslungen ist.

Long Snapper

Dieser Spezialist liefert mit einem präzisen langen Snap den Ball für Kicks und Punts.

Holder

Fängt den Ball bei Field-Goal- und Extrapunkt-Versuchen vom Center und positioniert ihn, damit der Kicker ihn optimal treffen kann.

Kick Returner & Punt Returner

Beide sind zuständig für das Zurücktragen von Kickoffs oder Punts. Ziel ist es, möglichst viel Raumgewinn zu erzielen und das Angriffsteam in eine gute Position zu bringen.

Return Specialist

Ein Spieler, der ausschließlich für verschiedene Return-Aufgaben eingesetzt werden kann, um durchläuferische Stärke für die Special Teams auszuspielen.

Alle sind wichtig!

Jede einzelne Position im American Football trägt entscheidend zur Gesamtleistung des Teams bei. Dank der hohen Spezialisierung und taktischen Ausrichtung entstehen nicht nur unzählige Spielszenarien, sondern auch viele Möglichkeiten für individuelle Stärken und spektakulären Teamgeist.